Schloss Albrechtsburg, Meißen

Schloss Albrechtsburg hat einen neuen Eingang bekommen: ein Portal, dass schon von Weitem dem Besucher eine Geste des Empfangs bietet. Dies wurde nicht nur durch die notwendige funktionale Umstrukturierung der Erdgeschossräume des Schlosses notwendig, ein dem Museumsschloss angemessener Eingang war schlichtweg nicht vorhanden. In seiner Dimension und Proportion nimmt der neue Eingang Bezug auf die vorhandene Fassadengliederung und schafft einen Spannungsbogen zwischen der anzustrebenden visuellen Hervorhebung und zugleich einer

AuftraggeberSIB NL Dresden IBaujahr2009/10Baukosten2,87 Mio. EUR

Erläuterung

Ausgangssituation

Ein Großteil der Gäste gelangt vom Torhaus kommend auf den Burgberg. Aus dieser Richtung nimmt der Besucher vor allem den Dom mit seinem zum Torhaus ausgerichteten Hauptportal sowie die touristisch gut erschlossene südliche Bebauung des Plateaus visuell wahr. Durch den städtebaulich mittigen Domstandort entsteht eine Teilung des Burgbergplateaus in zwei „gefangene“ Platzsituationen. Die Besucher sehen sich dadurch schon beim Betreten des Domvorbereichs zu einer Entscheidung über den weiteren Weg gezwungen. Aufgrund der Schattenwirkung des mächtigen Doms, der zurückgesetzten Einordnung des Schlosses und seiner derzeit von Ferne nicht erkennbaren Eingangssituation, entgehen den Schlossmuseen eine Vielzahl von Besuchern.

Entwurf

Neuer Schlosszugang

Eine Neueinordnung des Schlosszugangs, durch die Verlagerung in Richtung Kornhaus, bewirkt eine größere Wahrnehmung des Eingangs, bereits vom Domvorplatz aus gesehen. Durch die Überhöhung des neuen Zugangs, mit einem frei vor die Fassade gestellten Element, wird ein perspektivisches Gleichgewicht der Eingänge von Dom und Schloss gebildet. Zudem trägt das neue Eingangselement durch seine zeitgemäße formale Gestaltung, im Kontrast zum Gesamtensemble, zur Verbesserung der Wahrnehmung für die Besucher bei. Vor die in der Historie mehrfach überformte Giebelfassade (Trennwand zum ehem. Brennhaus) ordnet sich das deutlich der Gegenwart zuzuschreibende Eingangselement neu ein und schreibt die bauliche Entwicklung der Gesamtanlage fort.
In seiner Dimension und Proportion nimmt der neue Eingang Bezug auf die vorhandene Fassadengliederung und schafft einen Spannungsbogen zwischen der anzustrebenden visuellen Hervorhebung und zugleich einer angemessenen Zurückhaltung gegenüber dem herausragenden Kulturdenkmal und seiner Schlossfassade. Das Material des Eingangs lässt durch seine transluzente Ausführung die dahinterliegende Fassadengliederung erkennen. Das Platzniveau wird im Bereich des ehemaligen Brennhauses zum Eingang hingeführt und überwindet den Höhenunterschied zur neuen, großzügigen Foyerhalle mit Shop, Café und Kasse. Die den Höhenunterschied überwindenden und in Richtung Dom auslaufenden Stufen markieren die ehemalige Außenwand des Brennhauses.

Freilegung historische Treppenanlage

Zweiter Kernpunkt des Entwurfes ist die Rückführung der zur Stadt führenden Treppe auf ihr historisches Maß. Derzeit wird das Erdgeschoss durch diese Treppe zweigeteilt und verhindert dadurch die logische Abfolge der Wegebeziehungen zwischen den Funktionen. Die Konzentration der Funktionen Zugang/Kasse/Shop und der Querung in die Ausstellungen führen zu einer räumlich unbefriedigenden, engen Situation. Durch vergangene Umbauten und der Verlagerung der Treppe in Richtung Stadt, wurde eine räumliche Einengung des Treppenraumes erzeugt.
Die Einordnung des neuen Haupteingangs ermöglicht eine Rückführung der Treppen- und Durchgangssituation. Dadurch wird eine Entflechtung der Funktionen erreicht.
Es wird vorgeschlagen, die Treppenanlage als Durchgang zur Stadt dauerhaft offen zu gestalten. Mit einem zum Treppenhaus hin verglasten „Museumsschaufenster“ wird ein öffentlichkeitswirksamer interner Übergang zur Wechselausstellung realisiert. Die Rückführung der Treppe in Richtung Schlosshof wertet das Treppenhaus räumlich auf.

Raum- und Funktionsstruktur

Vom großzügigen neuen Foyer aus sind alle Funktionen für den Besucher direkt erreichbar. Das Entree übernimmt dabei eine zentrale Verteilerfunktion und Bündelung der Wegeführungen. Der Auf- und Abgang vom kleinen Wendelstein sowie der Zugang zur Wechselausstellung beziehen sich auf den Foyertresen. Eine wirtschaftliche Aufwertung der für den Schlossbetrieb wichtigen Funktionen wie Kasse, Shop und Café wird erreicht und die zentrale Zugangskontrolle ermöglicht. Das Museumscafé erhält zudem einen direkten Bezug zum Freibereich und präsentiert die Öffentlichkeit des Museumsbetriebs über seine Fernwirkung bis zum Domvorplatz. Über ein neues Podest mit großzügiger Treppenanlage im Versammlungsbereich sind alle Ebenen an den Aufzug angebunden und mit dem Rollstuhl erreichbar. Die im Erdgeschoss bisher vorhandenen Büros werden neu eingeordnet, dadurch wird ein zusammenhängender Ausstellungsbereich geschaffen. Unterhalb des Foyers und direkt über dieses erreichbar, ist ein neuer Bereich für die Museumspädagogik mit zugehörigem Büro eingeordnet.

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